Ziele der Welpengruppe:
Förderung eines positiven und stabilen Sozialverhaltens Ihres Hundes unter Artgenossen (Verträglichkeit!), Aufbau einer geglückten Bindung zwischen Hund und Hundeführer, Unbefangenheit Ihres Hundes gegenüber Menschen außerhalb des eigenen „Rudels“ (Fahrradfahrern, Joggern...) und Umweltreizen (Geräuschen, Bodenbeschaffenheiten...) verschiedener Art, freudiger Gehorsam Ihres Hundes.
Inhalte sind das freie Spiel der Welpen, das kontrollierte Spiel zwischen Hundeführer und Hund und spielerische Übungen zur Vertiefung ihrer Beziehung sowie das Erlernen der im Alltag unerlässlichen Hörzeichen „hier“ (zuverlässiges Herbeikommen mit Vorsitzen“), „sitz“ und „platz“ durch Motivation und positive Verstärkung. Zur Leinenführigkeit geben wir Tipps.
Gespielt und gelernt wird nicht allein auf dem Übungsgelände. Auf dem Programm stehen ein Ausflug, die Begegnung mit anderen Tieren bei gemeinsamen Spaziergängen.
Das freie Spiel der Hunde miteinander ist von eminenter Bedeutung für die Entwicklung eines gesunden und stabilen Sozialverhaltens. Seine Beobachtung gemeinsam mit Ihren Trainern zielt auf die individuelle Förderung und Erziehung Ihres Hundes. Schauen Sie sich sein Verhalten genau an! (Ist er eher zurückhaltend oder draufgängerisch, ruhig oder temperamentvoll, ängstlich oder mutig?)
Kleine Gerangel sind völlig normal und sollten in der Regel nicht unterbunden werden; im caniden Rudelverband spielen Welpen untereinander Kampfspiele und „belästigen“ auch die erwachsenen Hunde durch Ziehen an den Ohren, der Rute oder dem Fell. Allerdings müssen die Welpen lernen, dass hartes Zufassen oder festes Zubeißen tabu ist! Achten Sie gemeinsam mit uns darauf, dass Ihr Hund Beschwichtigungs- und Demutsgesten respektiert, Beißhemmung zeigt und Schwächere oder Jüngere nicht mobbt!
Wie ein wesensfester erwachsener Hund „nervige“ Jungspunde zurechtweist, wird Ihnen gelegentlich einer unserer Vereinshunde zeigen. Solche Zurechtweisungen sind normal! Bedenken Sie aber auch, dass der viel zitierte „Welpenschutz“ ein Mythos ist, erwachsene Hunde jedoch in der Regel die Beschwichtigungssignale der Kleinen erkennen und entsprechend besänftigt reagieren. Eine Minderheit erwachsener Hunde ist dazu – aus unterschiedlichen Gründen – nicht in der Lage und unterwirft, mobbt, oder beißt (selten) bis zum Ernstfall. Verantwortungsbewusste Hundeführer solcher Hunde werden Ihnen aus dem Weg gehen! Im Zweifelsfall verständigen Sie sich bei Begegnungen, wie der erwachsene Artgenosse auf Welpen reagiert! Bitte seien Sie jetzt nicht überängstlich und packen Sie Ihren Kleinen nicht „in Watte“. Er braucht positive Begegnungen mit Alttieren, soll aber auch die Erfahrung machen dürfen, dass sie ihm Grenzen setzen. Nur so kann er selbst zum sozialverträglichen Erwachsenen reifen.
Über unsere spielerischen Hund-Mensch-Übungen möchten wir Ihnen hier nur so viel verraten: Sie werden Ihnen und Ihrem Vierbeiner Spaß machen!
Bringen Sie gute Laune mit!
Was Sie vor der ersten Spiel- und Lernstunde wissen sollten (oder vielleicht schon längst wissen) – in Kürze
„Kommunikation ist alles, eine pauschale Erziehungsmethode nichts“
(Günther Bloch)
Sie möchten Ihren Hund „von Welpenbeinen an“ artgerecht zu einem rundum verträglichen Familienhund erziehen und (vielleicht) die Grundlagen zu einer möglichen Ausbildung („verkehrssicherer Begleithund“, Breitensport, Fährte, Agility) schaffen. Und Sie kennen die Voraussetzungen zu einer glücklichen Beziehung zwischen Mensch und Hund: Vertrauen, Verständigung, Bindung und Ihre Autorität im Sinne einer souveränen Führung.
Autorität? Autorität!
Die Rangordnung im Wolfs- und Hunderudel gründet auf Respekt und Vertrauen, nicht auf Gewalt und Furcht.
Auch wenn sich die hierarchische Struktur im Wolfs- und Hunderudel nicht 1: 1 auf die Hund – Mensch – Beziehung übertragen lässt - Ihr Hund braucht Sie als Autorität .( Wir haben früher unbekümmert „Rudelführer“ gesagt.) Das ist kynologisch unumstritten. Vorbei sind (Gott sei Dank!) die Zeiten, in denen „Autorität“ als Brachialgewalt missverstanden wurde und dem Hund mit Stachelhalsbändern, zu Boden „klatschen“ und anderen Brutalomethoden gezeigt werden sollte, wer der Herr oder die Frau im Haus ist. Heute konkurrieren eine fast unüberschaubare Vielzahl verschiedener Ausbildungsmethoden, die den Anspruch auf den Königsweg in der Hundeerziehung und - ausbildung erheben. Glauben Sie nicht, dass es die Methode schlechthin gibt, deren Anwendung für jeden Hund Sinn macht! Und hüten Sie sich bitte vor zwei Extremen: der Übertragung einer falsch verstandenen Wolfsrudel-Interaktion anhand von Gehege-Beobachtungen auf die Hund-Mensch-Beziehung, die auf ein ständiges Gängeln des Hundes zielt, und Super-Soft-Modellen, die alle Hund-Mensch-Probleme mit Clicker und Bachblüten lösen wollen!
Autorität – was ist das?
Die Vorstellung, eine Autorität zu sein, gefällt Ihnen nicht? Werfen Sie einen Blick in Ihr lateinisches Wörterbuch und der Begriff verliert seinen Schrecken: auctoritas= Muster, Vorbild, würdevolle Haltung, Unerschrockenheit, Besonnenheit, Ansehen. Definieren Sie sich als ein Boss, zu dem Ihr Hund aufblickt. Er erwartet, dass sie klar und konsequent die Regeln Ihres Zusammenlebens vorgeben.
Die wichtigsten Leitsätze:
Der Hundeführer agiert; der Hund reagiert: Sie bestimmen, welche Aktivitäten angesagt sind, beginnen und beenden Sie. (Das heißt nicht, dass Sie niemals eine Spielaufforderung Ihres Welpen annehmen dürfen; auch ein adulter Hund lässt sich hin und wieder zu einem Spielchen mit einem Kleinen hinreißen, aber nicht, wenn ihm danach nicht zumute ist.) Bitte timen Sie diese Aktivitäten. Es soll Welpenspielstunden geben, in denen sanft schlummernde Hunde für eine Übung aus dem Schlaf gerissen werden – so nicht...
Der Hundeführer ist konsequent. Konsequenz hat nichts mit Härte zu tun (siehe Ihr lateinisch-deutsches Wörterbuch), sondern mit Klarheit und Folgerichtigkeit: Was gilt, gilt immer.
Als Chef tragen Sie Verantwortung. Sie geben Ihrem Hund Sicherheit, malträtieren ihn nicht mit unberechenbaren Launen und Gefühlsausbrüchen und wissen, was Sie von ihm fordern können – und wann Sie ihn überfordern.
Als Boss genießen Sie aber auch Privilegien. Die Tendenz, Ihnen diese streitig zu machen und sich zum „Chef“ aufzuschwingen, gilt nicht pauschal – wie die Mehrzahl der Hundeexperten bis zur Jahrtausendwende formulierte – für den Hund schlechthin. Tatsache ist aber, dass nicht wenige Hunde Ressourcen wie Futter, strategisch günstige und erhöhte Plätze oder die Zuwendung eines Lieblingsfamilienmitglieds etc. für sich beanspruchen und/oder sogar aggressiv verteidigen. Und hier ist Vorbeugung angesagt!
Deshalb können Sie sich getrost an einige „alte und bewährte“ (wenn auch von Hund zu Hund individuell zu relativierende) Spielregeln halten:
Plätze wie Couch, Sofa, Sessel etc. sind Ihre Komfortbereiche. Sie allesamt zu tabuisieren, ist aber meistens überflüssig! Machen Sie Ihrem Hund jedoch von Welpenbeinen an klar, dass er dem Boss den Lieblingssessel räumt! Das geht mit dem Hörzeichen „Runter“ und einer entsprechenden Handbewegung nach unten, wenn nötig, mit einem sanften (!) Schubs. Sofort unten mit Lob und/oder Leckerli bestätigen. Ob Ihr Hund in Ihr Bett darf (ja, unsere Hunde dürfen hin und wieder!), ist übrigens Geschmacksache, aber wenn Sie möchten, hat er sich zu verziehen!
Wenn Ihr Hund Ihnen zuhause im Weg liegt, sollten Sie darauf bestehen, dass er Ihnen das Feld räumt. Schieben Sie ihn sanft zur Seite. (Sie dürfen ruhig „Entschuldigung“ sagen, wenn es Ihnen gut tut.)
Etablieren Sie eine klare Futterordnung. Sie leben eben nicht als Leitwolf in einem Rudel, wo die Futterordnung je nach fetten oder mageren Zeiten geregelt wird. (Ist die Nahrung knapp, werden hier übrigens die Welpen zuerst versorgt.) Bei Ihnen gibt es für Sie, Ihre Familie und Ihren Vierbeiner immer satt. Wenn Sie ihn also nicht zu einem professionellen Bettler, Drängler oder dem perfekten Bratendieb ausbilden wollen, füttern Sie Ihren Hund bitte erst, nachdem die Familie die Mahlzeit beendet hat. Bitte nicht sofort danach und nicht im Esszimmer – es soll für den Hund von Anfang an uninteressant sein – und schon gar nicht in der Küche.! Sie ist ein Nahrungsreservoir von enormer Bedeutung und reine „Chefsache“.
Wenn Sie Ihrem Hund pünktlich und immer an der gleichen Stelle sein Fresschen servieren, tun Sie ihm übrigens keinen Gefallen! Ob Wolf oder Pariahund: Caniden müssen ihre Nahrung suchen und/oder erbeuten. Verstecken Sie also die Futterschüssel (vor Ihrem Welpen zunächst in Sichtweite, bis er die Sache mit der Futtersuche begriffen hat). Sie werden sehen, dass ihm die Suchaktion einen Riesenspaß macht!
Erfahrungsgemäß tendieren einige Hunde zur Verteidigung Ihrer Nahrung. Das kann so weit gehen, dass sie – spätestens in der Pubertät oder Adoleszenz – zubeißen, wenn Frauchen oder Herrchen der Futterschüssel auch nur zu nahe kommt! Ob Sie das nun „Dominanzstreben“ oder „Ressourcenverteidigung“ nennen – Prävention ist gefragt! Nehmen Sie einfach Ihrem Welpen ab und zu freundlich den Fressnapf weg, fügen Sie demonstrativ ein paar besonders leckere Häppchen hinzu und geben Sie ihn ebenso freundlich wieder zurück.
Setzen Sie Grenzen, indem Sie einzelne Räume – pragmatischer Weise Küche, Bad und Toilette – tabuisieren. ( In einer 3-Zimmer-Wohnung den Aktionsradius des Hundes auf den Flur zu begrenzen, ist Tierquälerei! Ihr Hund ist ein soziales Lebewesen und sollte an Ihrem Leben teilhaben!) Grundsätzlich tabu sind Kinderzimmer!
Übrigens: Der Boss geht vor; der Hund folgt. Achten Sie also darauf, vor dem Hund durch Türen und Tore zu gehen.
Moderieren Sie Ihre gemeinsamen Spaziergänge! Wenn Sie mit Ihrem Hund in Feld und Wald – ohne Leine! – unterwegs sind, bauen Sie Such- und Geschicklichkeitsspiele, spannende Abruf- und Gehorsamsübungen ein, die wir Ihnen zeigen.
Bestimmen Sie grundsätzlich, wann ein Spiel begonnen und beendet wird.
Körperkontakt fördert die Bindung zwischen Mensch und Hund. Schmusen Sie also mit ihm (aber überhäufen Sie ihn nicht mit Zärtlichkeiten!). Ganz nebenbei gewöhnen Sie ihn dabei auch an die Kontrolle von Fell, Zähnen und Ohren.
Ihr Hund ist ein Individuum und wenn Sie ihm vom Züchter übernehmen keine tabula rasa. Er bringt rassespezifische Eigenschaften mit und hat die erste Prägephase – die glücklich oder auch unglücklich verlaufen sein kann – bereits hinter sich. Die oben genannten Spielregeln gelten also nicht sämtlich und apodiktisch für alle Hunde. Einen typischen Retriever, der ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest, müssen Sie nicht unbedingt aus dem Weg schieben oder hinter sich durch Türen lotsen – um so mehr müssen Sie bei ihm, wenn es sich um einen Labrador handelt, auf die Futterordnung achten. (Manche Labbis sind so verfressen, dass sie als Blindenhunde Probleme im Supermarkt machen – sie klauen aus den Lebensmittel-Regalen.) Ein Rottweiler hat in der Regel mehr Probleme, die Chefposition Herrchens oder Frauchens zu akzeptieren, als ein Collie. Informieren Sie sich genau über die rassespezifischen Eigenschaften Ihres Hundes, beobachten Sie seine individuellen Eigenheiten und tragen Sie ihnen Rechnung!
Last not least: Lassen Sie Ihren Hund Hund sein! Ein Hund, der nicht buddeln, sich wohlig im Gras wälzen, einem Artgenossen auch einmal imponieren darf und niemals bellen soll, ist kein richtiger Hund mehr.
Weitere Tipps für ein erfreuliches Zusammenleben mit Ihrem Vierbeiner geben wir Ihnen im Verlauf des Kurses. Und Fragen beantworten wir Ihnen natürlich gerne.